Projektgebiete zum Schutz der Flussperlmuschel

Es gibt zwei Projektgebiete:

Sächsisches Vogtland

Historische und aktuelle Verbreitung der Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) in Sachsen bis 2010

Historische und aktuelle Verbreitung der Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) in Sachsen bis 2010, Quelle: Portal „Weichtiere Sachsen“; https://www.weichtiere-sachsen.de/Pages/TaxonomyBrowser.aspx?Id=338030]; Stand 27.06.2016]

Verbreitung der Flussperlmuschel in Sachsen

Das sächsische Vogtland umfasst den historischen Verbreitungsschwerpunkt der Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) in Sachsen und ist daher als Projektgebiet ausgewählt. Die Muschel kam hier früher vor allem in der Weißen Elster sowie deren Nebenflüssen vor. Einzelne andere Populationen gab es bis 1990 aber auch in anderen Gebieten Sachsens, wobei eine Tieflandpopulation in sandigen Heidebächen der Lausitz eine ökologische Besonderheit darstellte

Verbreitung der Perlmuschelbestände im Dreiländereck Böhmen-Bayern-Sachsen um 1800 und 1990

Verbreitung der Perlmuschelbestände im Dreiländereck Böhmen-Bayern-Sachsen um 1800 und 1990, verändert nach: Ministerterstvo životního prostředi Ĉeské republiky, Bayrisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen, Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, Povodi Ohre a.s. (1995):„Die Perlmuschel im Dreiländereck Böhmen-Bayern-Sachsen", S. 32

Im Jahr 1800 besiedelte die Flussperlmuschel im Vogtland ein Dutzend Fließgewässer mit einer Gesamtlänge von etwa 125 km. Heute findet man letzte Reliktpopulationen nur noch in den Oberläufen der Nebenbäche.

Die dort lebenden Alttiere haben ihr natürliches Lebensende bald erreicht, daher stehen die Populationen unmittelbar vor dem Aussterben. Hoffnung, das Überleben der Flussperlmuschel in diesen Habitaten dennoch zu sichern, besteht dank mehrerer Tausend bereits ausgesetzter Jungmuscheln aus vergangenen Artenhilfsprojekten. Das Projekt ArKoNaVera knüpft an diese Bemühungen an.

Genetische Linien im Dreiländereck Böhmen-Bayern-Sachsen

Es gibt zwei wesentliche genetische Linien der Flussperlmuschel im Dreiländereck Böhmen-Bayern-Sachsen, die sich auch äußerlich unterscheiden:

  • Muscheln aus dem Weiße Elster-Einzugsgebiet (mit besonders dicker und großer Schale),
  • Muscheln aus dem Saale-Einzugsgebiet (zu diesen zählt die noch größte sächsische Teilpopulation).

Der Rückgang der Flussperlmuschel ist in den Verbreitungsgebieten beider genetischer Linien enorm. Daher richtet sich ein Fokus des Projektes auf den Erhalt der verschiedenen Linien.

Flussperlmuschel-Schutz

Heute ist die Flussperlmuschel sowohl in Deutschland als auch in Sachsen vom Aussterben bedroht. Schon früh im 20. Jahrhundert bemühte man sich um den Schutz dieser Muschelart, daher sind auch zahlreiche Bestandsschätzungen vorhanden. Ausführliche Informationen über den Schutz der Flussperlmuschel im sächsischen Vogtland finden Sie in der Broschüre „Perle der Natur".

Historische Nutzung

Bereits im frühen Mittelalter entdeckten venezianische Bergleute und Abenteurer die Perlmuschelgewässer für sich als wertvolle Fundgrube. Von ihnen lernten die Bürger des vogtländischen Oelsnitz das Perlensuchen. Aufgrund ihrer hohen Wertschätzung begannen sie im 15. Jahrhundert, systematisch und kontrolliert nach Perlen zu fischen.

Die ersten Perlsucher in Diensten sächsischer Fürsten sind aus dem Jahr 1445 bekannt. Kurfürst Johann Georg I. erhob 1621 das Fischen der „Schatzmuschel" zum landesherrlichen Hoheitsrecht („Regal"). Von nun an sollte sich keine frevelnde Hand mehr an der kleinen Kostbarkeit vergehen.

Bis 1927 dauerte die traditionelle Perlfischerei im sächsischen Vogtland an. Durch Gewässerverschmutzung und den dadurch bedingten starken Rückgang der Art stand der hohe Aufwand der Perlfischerei mit den geringen Erträgen nicht mehr im Einklang.
Neben der Perlenfischerei war die Verarbeitung leerer Muschelschalen von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung, da viele Menschen in der Perlmutterindustrie Arbeit fanden. Die Geschichte der Perlenfischerei und der Perlmutterverarbeitung ist im Perlmutter- und Heimatmuseum Adorf mit viel Liebe zum Detail aufbereitet.

Perlmuscheln und Muschelzange, Foto: Museum Adorf
Perlenfischer, historische Darstellung aus Oelsnitz/V. von J.A. Richter (1726) nach Rudau (1961), Foto: http://bild.isgv.de/ (Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V. – Digitales Bildarchiv)

Südlicher Bayerischer Wald

Verbreitung der Flussperlmuschel in Bayern

Verbreitung der Flussperlmuschel in Bayern

Verbreitung der Flussperlmuschel in Bayern

Die Verbreitung der Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) in Bayern beschränkt sich auf die Urgesteinsgebiete des Bayerischen Waldes und des Fichtelgebirges. In den dortigen Mittelgebirgsbächen war sie weit verbreitet, jedoch setzte in den vergangenen Jahrzehnten, wie überall in Mitteleuropa, ein rapider Rückgang der Bestände ein, sodass nun zahlreiche Populationen ausgestorben oder auf wenige Individuen zusammengeschmolzen sind.

Projektkulisse in Niederbayern

Projektkulisse in Niederbayern

Das Projektgebiet befindet sich im südlichen Bayerischen Wald in den Landkreisen Passau, Freyung-Grafenau, Regen und der Stadt Passau. In diesem Gebiet wurden fünf Zielgewässer ausgewählt in denen nun vorrangig am Erhalt der Flussperlmuschelgearbeitet wird. Dabei handelt es sich um die Ilz mit Nebengewässern, die Ranna, die Kleine Ohe und die Große Ohe zur Gaißa sowie den Wolfertsrieder Bach.